Man lernt nie aus, Frau Freitag. Eine Lehrerin in der Fahrschule des Lebens by Frau Freitag

Man lernt nie aus, Frau Freitag. Eine Lehrerin in der Fahrschule des Lebens by Frau Freitag

Autor:Frau Freitag [Frau Freitag]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Frau Freitag, Humor, Fiktion, Roman, Fahrschule, Schüler, Schule, Führerschein, Lehrer
Herausgeber: Ullstein eBooks
veröffentlicht: 2017-04-06T22:00:00+00:00


17. Woche (1726,80 Euro)

Das muss doch hinzukriegen sein. Ich versuche, mehrere Simulationstests auf meinem iPad hintereinander zu bestehen. Immer wieder gibt es ein »Leider versagt, du musst mehr üben!« zwischen schon bestandenen Tests. Die ganz schlimm verkackten sind rot, die ein bisschen falschen orange, die ein bisschen richtigen hellgrün und die richtig gut gemachten, die über 95 Prozent richtige Antworten enthalten, sind dunkelgrün. Ich bin heiß auf diese dunkelgrünen. Noch mal, noch mal, noch mal, Mist, wieder nur hellgrün, ah, dunkelgrün, noch mal dunkelgrün, scheiße, orange, oh nein, rot! So geht es seit gestern Abend. Ich bin abhängig. Abhängig von Führerscheinprüfung 2016.

Wie soll ich mir die ganze Grütze nur in meinen Kopf prügeln? Wenn ich zu lange auf eine Frage starre, dann mache ich Fehler bei Sachen, die ich eigentlich vorher immer richtig gemacht habe. Vielleicht gibt es ja doch Kinder, die sich immer verkehrsgerecht verhalten. Wer sagt mir denn, dass da auf dem Bild nicht genau so ein verkehrsgerechtes Kind abgebildet ist? Und wie ist das nun mit dem Überholen der Straßenbahn? Darf man? Darf man nicht? Nur rechts, nur links, wie ist es in den Einbahnstraßen?

Ich übe und übe. Noch mal, neuer Test, noch ein Test, noch einer. Ich will unbedingt mehr bestandene als nichtbestandene Tests in meiner Statistik.

»Hier, willst du auch mal versuchen?«, frage ich den führerscheinlosen Freund. Der geht ganz unbedarft an die Sache ran und zack, 30 Fehlerpunkte. Dunkelrot. »Haha, voll schlecht! Gib mir mal«, sage ich und will mit meinem Wissen glänzen und vor allem damit, dass ich die Fragen gar nicht mehr lesen muss. Ah, da kommt ein Kind hinter dem Auto vor. Hier soll ich weiterfahren. Hier ist ein Reh auf der Straße, muss ich mir gar nicht erst angucken, das Video. Ich flitze durch die Aufgaben und dann: 33 Fehlerpunkte!

Vielleicht muss ich irgendwie anders lernen. Ich setze mich an meinen Schreibtisch und überarbeite meine Mitschriften, die aus den Theoriestunden und das, was ich aus dem Buch abgeschrieben habe. Ein ganzes Schreibheft voll. Ach, jetzt verstehe ich auch, was die meinten, als die das mit dem Parken und Halten erzählt haben. Plötzlich machen meine Mitschriften voll Sinn. Plötzlich verstehe ich alles, weil ich die Fragen zu den Antworten kenne. Ach, so funktioniert das! Okay, jetzt noch mal einen Test, und dann schreibe ich mir alle Sachen, die ich falsch habe, auf Karteikarten. Dann ruft Frau Dienstag an, und wir verabreden uns zum Schwimmen.

Frau Dienstag ist vorher beim Friseur bei mir um die Ecke. Deshalb mache ich noch ein paar Tests. Plötzlich: Ein Test dunkelgrün, der nächste auch und der dritte AUCH! Und da ist es. Auf dem Bildschirm steht: Ab zur Prüfung!

Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ich raffe meine ganzen Führerscheinunterlagen, meine Mitschriften und meine Karteikarten zusammen und renne nach unten zum Friseur.

»Frau Dienstag, sorry, ich kann nicht schwimmen gehen. Mein iPad hat gesagt: Ab zur Prüfung, und da muss ich jetzt hin. Ich ruf dich später an. Tschüssi!«

Bloß nicht zu viel reden, sonst geht mein ganzes angestautes Wissen verloren.



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